Der glücklichste Mann der Welt

Der glücklichste Mann der Welt war ein Mann, der dachte, er müsse in seinem Leben viel erreichen und viel schaffen. Er arbeitete viel und er arbeitete hart, aber vor allem glaubte er, dass er das, wovon er dachte, er müsse es erreichen, um glücklich zu werden, auch wirklich erreichen wollte.

Doch es gab eine beschwerliche Besonderheit im Leben dieses strebsamen Mannes. Egal wie gut er arbeitete und egal wie viel er arbeitete, er schaffte es einfach nicht, seine wunschgeglaubten Ziele zu erreichen. Das war einfach zum Verrücktwerden, denn er hatte oft das Gefühl, dass es nicht fair zuging in seinem Leben und dass so etwas wie eine unsichtbare Wand zwischen ihm und seinen Zielen stünde. Also plagte er sich weiter diszipliniert durchs Leben und schaffte es dennoch nicht, das von ihm gewünschte innere Gleichgewicht zu erreichen. Er schaute links und er schaute rechts neben sich und immer sah er Menschen, die scheinbar mühelos ihre Ziele erreichten. Er schaute zurück und im Grunde sah er nichts, was er falsch gemacht hätte. Und er schaute nach vorn und... er wusste irgendwann nicht mehr weiter. Es kam sogar so schlimm, dass er anfing zu glauben, die ganze Welt hätte sich gegen ihn verschworen und er sei mit einem furchtbar furchtbaren Fluch belegt worden, der sein Leben zu einer quälenden Plackerei würde werden lassen. Irgendwann fühlte sich der Mann, der eines Tages mal der glücklichste Mann der Welt werden würde, furchtbar allein und sehr, sehr traurig. Er war so traurig, dass er am Sinn der Welt mit all ihren Regeln, die er doch so folgsam befolgt hatte, zweifelte. Er schaute noch einmal zurück auf sein bisheriges Leben und dieses Mal sah er, dass er ausser Arbeit, Regeln, Disziplin und Entbehrungen kein wirkliches Leben gehabt hatte in seinem Leben. Und er wurde noch mal so traurig, wie er schon war.

Sehr, sehr traurig und seinen Zielen genausofern wie vor der ganzen Arbeit, die er verrichtet hatte, ließ er ab von seinen edlen Zielen, die da waren... ...tja, was waren denn eigentlich seine Ziele? Er dachte nach und er kramte in seinen Gedanken, doch so ganz genau fand er da nichts. Das war sehr eigenartig, denn er hatte immer das Gefühl gehabt, etwas Großem auf der Spur zu sein, etwas Bedeutendes zu erschaffen und etwas Wichtiges hinterlassen zu müssen, doch wenn er ganz ehrlich zu sich war, musste er zugeben, dass er vor lauter Arbeit und der täglichen Disziplin eigentlich gar nicht so genau wusste, was es mal werden sollte, das ganz, ganz Große, Wichtige und Bedeutende, das er durch die ganze viele Mühe und Arbeit in seinem Leben erschaffen wollte. Das Einzige, was er wusste, war, dass er glücklich sein wollte in seinem Leben und in der Welt, in der er lebte, und er wusste nun auch, dass er wohl das falsche Richtige getan hatte.

Also ließ er ab von der vielen ziellosen Arbeit in seinem Leben und tat wirklich Wichtiges, wenn es Wichtiges zu tun gab. Er tat wirklich Großes, wenn es Großes zu tun gab. Er tat Bedeutendes, wenn es von Bedeutung war und er tat Edles, wenn es Edles zu tun gab... ...aber vor allem tat er es immer und jeden Tag. Zum Beispiel half er immer jemandem auf, wenn dieser mal hingefallen war, denn es ist wirklich wichtig, jemandem aufzuhelfen. Er teilte immer, wenn jemand in Not geraten war und das war wirklich groß. Er strebte nicht mehr nach Anerkennung für seine Taten und für seine Hilfsbereitschaft, denn Hilfe selbst ist von so großer Bedeutung, dass es keinerlei Anerkennung braucht, weil der, dem geholfen wurde, seinen Helfer für immer in sein Herz schließt und ihm ein Stück seines Herzens schenkt. Und er verzichtete, wenn es ihm gut ging und er alles hatte, was er zum Glücklichsein brauchte. Denn wenn man alles hat, was man braucht, dann ist alles, was man in diesem Augenblick nicht braucht, überflüssig und es setzt an, macht schwer, nimmt Platz weg und wenn es ganz schlimm kommt, dann macht es auch habgierig – gierig, es einfach haben zu wollen, obwohl man es gar nicht braucht. Und dieser Verzicht war sehr edel.

Tja, und ohne viel darüber nachzudenken, was er denn nun machen müsste, um dem einzigen Ziel näher zu kommen, von dem er genau wusste, dass er es erreichen wollte, erreichte er es und zwar jedes Mal, wenn er das Richtige tat.